Unser Fenster nach Belarus: Zuflucht für die Wahrheit
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00:00:14: Heute ist der einunddreißigste Oktober, der letzte Tag des Monats und das bedeutet, dass wir im Podcast Freirede der Tatspantastiftung sprechen.
00:00:23: Wir blicken dorthin, wo der Zugang zu Informationen immer schwieriger wird, nach Russland und Belarus.
00:00:31: Mein Name ist Tigram Petrosian, ich bin Journalist und leite die Osteuropa Projekte der Tatspantastiftung.
00:00:37: Heute öffnen wir unserer Fenster nach Belarus.
00:00:41: Mein Gast ist die Belarusische Journalistin Glafira Zhuk.
00:00:44: Sie ist Dependiatin des Programms Refugium der Tatspantaschtiftung.
00:00:49: Wir werden nicht nur über dieses Programm sprechen, sondern auch über Belarus und über Glafiras beeindruckende Biografien, von der Haft ins Exil, über Chancen, Herausforderungen und den Blick in die Zukunft.
00:01:07: Glafiras Trastvitsim, guten Tag Glafira.
00:01:16: Man könnte Ihnen wohl auch gratulieren, denn im Oktober fahnt im Belarus die Aktion Woche ohne Abtreibungsstadt.
00:01:24: Fast wie ein Feierabtag.
00:01:26: Ja, so könnte man es sagen.
00:01:28: Natürlich, ich meine das satirisch.
00:01:33: Ja, ich denke, das ist so eine gute Schutke.
00:01:38: Ja, ich finde, das ist ein guter Witz von Ihnen.
00:01:40: In Belarus versuchen die Behörden mit allen Mitteln junge Menschen dazu zu bewegen, so schnell wie möglich eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen.
00:01:50: Auf diese Weise versucht Alexander Lukaschenko den Mangel an Arbeitkräften auszugleichen.
00:02:05: Nun wissen Sie eine Woche ohne Abtreibung.
00:02:08: Es klingt so etwa wie ein Festival.
00:02:11: Einmal im Jahr, einmal pro Woche, was ist das eigentlich?
00:02:14: Oder wie soll man das überhaupt verstehen?
00:02:19: Ja,
00:02:24: wahrscheinlich versuchen die Behörden auf diese Weise zumindest etwas zu unternehmen.
00:02:29: Also, was können wir tun, damit junge Menschen darauf aufmerksam werden?
00:02:33: Derzeit ist es sehr populär, auf traditionelle Familienwerte zu schauen, zu beobachten, welche Gesetze in diesem Sinne in Russland verabschiedet werden.
00:02:42: Und derzeit wird auch darüber nachgedacht, wie man junge Menschen dazu bewegen kann, endlich eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen.
00:02:50: Du hast mit
00:02:57: mir gelesen, weil... Wie sind Sie mit mir einverstanden?
00:03:03: Schließlich kommen Sie ja aufsprünglich aus Belarus.
00:03:06: Belarusische Journalistinnen, so wie wir bei der Tat auch, legen immer grossen Wert darauf, zu unterscheiden und nicht zu sagen, dass Belarus einfach Russland ist.
00:03:18: Das war eine lange, mühsame Arbeit über viele Jahre hinweg.
00:03:21: Aber jetzt scheint sich das alles wieder umzukehren.
00:03:25: Es gibt zum Beispiel keine eigenen Programme mehr, etwa für die Demografie oder ähnliche Bereiche.
00:03:31: Alles wirkt wie eine Kopie der russischen Politik.
00:03:34: Und was sehen wir in Russland?
00:03:36: nach einem Monat oder vielleicht schon nach ein paar Wochen, sehen wir dieselbe Entwicklung, dieselbe Werte in Belarus.
00:03:43: Im Grunde läuft in Belarus jetzt die gleiche russische Politik.
00:03:49: Ja, ich stimme zu.
00:03:50: Nun, man muss einfach zwischen normalem Belarusen und natürlich Lukaschenko und seinem Regime unterscheiden.
00:03:56: Die Antwort ist einfach.
00:03:57: Vladimir Putin lernt von Alexander Lukaschenko Repression und Lukaschenko lernt von Putin solche seltsam und unverständlichen gesetzlichen Normen.
00:04:10: Ja,
00:04:13: ich bin erst vierundzwanzig geworden.
00:04:17: Aber nach Belarusischen oder Lukashenko Maßstäben hätten sie schon längst gebären müssen, oder?
00:04:27: Ja, die Regierung bemüht sich schon seit Jahren darum, dass man mit zwanzig Jahren das erste Kind bekommt, dann das zweite und dritte Kind.
00:04:35: Interessant ist, dass man in Belarus, wenn man eine kinderreiche Familie wird, also wenn man bereits drei Kinder hat, Mutterschaftskapital erhält.
00:04:44: zum Beispiel Wohnraum oder Geldmittel, damit das Kind später eine Ausbildung erhalten kann.
00:04:49: Das sind sozusagen Bonuspunkte.
00:04:51: Aber trotz alledem ist die demografische Situation in Belarus katastrophal.
00:04:59: Bonuspunkte und sie kamen ins Gefängnis anstatt als junge Frau Belon zu werden.
00:05:05: Können Sie darüber erzählen?
00:05:11: Ja, das
00:05:16: war im Jahr, wie ich mich ja erinnere, zwei Tage vor meinem Geburtstag am neunundzwanzigsten Mai.
00:05:22: Ich berichtete damals aus dem Gerichtsgebäude in Minsk.
00:05:25: Zu dieser Zeit arbeitete ich für die unabhängige Zeitung Nardonnaya Volya.
00:05:30: Leider existiert sie heute aufgrund der Repression im Land nicht mehr.
00:05:34: Ich berichtete über ein Prozess gegen Studentinnen.
00:05:37: Damals standen zwölf von ihnen vor Gericht.
00:05:40: Diese Studentinnen haben zweieinhalb Jahre im Gefängnis verbracht und wurden erst vor relativ kurzer Zeit etwa vor zwei Wochen freigelassen.
00:05:49: Als ich anschließend zum Friseur ging, erschien plötzlich die Polizei.
00:05:53: Sie nahmen mich fest, angeblich wegen meiner Teilnahme an einer Protestaktion vor dem Gerichtsgebäude, vom wo aus ich über den Prozess berichtet hatte.
00:06:02: Ich wurde zu dreißig Tagen Haft verurteilt.
00:06:04: Das ist die Höchststrafe, die in einem Verwaltungsverfahren verhängt werden kann.
00:06:09: So fand ich mich also an meinem Geburtstag vor Gericht wieder.
00:06:12: Ich wurde zwanzig Jahre alt und der Richtersprach des Urteils dreißig Tage Haft.
00:06:17: Die Verhandlung fand online statt.
00:06:19: Ich saß hinter Gittern, vor mir stand ein Computer, auf dessen Bildschirm der Richter zu sehen war, der versuchte, mir Fragen zu stellen.
00:06:27: Es gab einen Zeugen, einen Polizisten, der aussagte, ich hätte vor dem Gerichtsgebäude aktiv protestiert.
00:06:34: Natürlich
00:06:35: kannte niemand seinen Namen oder Nachnamen.
00:06:37: Er
00:06:37: trug außerdem eine Maske, bemerkenswert, denn dadurch ist bis heute nicht feststellbar, wer gegen mich ausgesagt hat.
00:06:45: Ich verbrachte meine dreißig Tage Haft.
00:06:47: Wir waren zu sechzehnt in einer Zelle.
00:06:49: Wir schliefen auf dem Boden, ohne Matratzen oder Kissen.
00:06:53: Wir bekamen keine Kleidung, keine Hygieneartikel, die Zahnpass... Zahnbürsten oder Seife, nur Toilettenpapier.
00:07:00: Die Toilette war einfach ein Loch im Boden.
00:07:03: Es gab kein warmes Wasser.
00:07:04: Zu essen gab es hauptsächlich Brot.
00:07:07: Und aus irgendeinem Grund war es fast immer verschimmelt.
00:07:10: Davon bekam ich immer Nagensperzen.
00:07:12: Insgesamt herrschten sehr harte Bedingungen.
00:07:15: Und solche Zustände galten ausschließlich für politische Gefangene.
00:07:18: Menschen, die wegen einer Schlägerei im Alkoholrausch festgenommen worden waren, hatten alles.
00:07:23: Kleidung, Briefe, Pakete und dem politischen Heftlingen wurden dagegen absichtlich solche Bedingungen auferlegt.
00:07:37: Das
00:07:45: ist einfach schrecklich, Glafira.
00:07:48: Aber wissen Sie, wenn man die ganze Geschichte der politischen Gefangen und der Repression in Belarus kennt, wie das dort immer abläuft, dann stellt sich mir die eine Frage.
00:07:59: Wie kam es, dass Sie einfach freigelassen wurden?
00:08:02: Denn oft bekommt Menschen ja noch ein zweite oder dritte Haftstrafe oder es wird ein neue Verfahren eröffnet.
00:08:09: Wie war das in Ihrem Fall?
00:08:10: Oder warum glauben Sie, ist das passiert?
00:08:13: Natürlich freue ich mich sehr, dass Sie frei gekommen sind, aber ich frage mich, wie das überhaupt möglich war.
00:08:34: Mit jedem Monat nahm die Repressionen weiter zu.
00:08:37: Diese ganze Maschinerie begann sich immer schneller zu drehen.
00:08:40: Im Sommer im Jahr zwanzig kam ich frei, nachdem ich meine Strafe vollständig verbüßt hatte.
00:08:47: Als ich herauskam, wurde mir klar, dass viele Journalistinnen bereits festgenommen wurden, einige Redaktionen zerstört und viele Kolleginnen durch die Verfolgung zur Flucht gezwungen wurden.
00:08:58: Mir wurde bewusst, dass ich vor einer Entscheidung stand, entweder im Land zu bleiben, mit dem Risiko erneut oder weiterhin als Journalistin zu arbeiten, was jedoch bedeutete, das Land zu verlassen.
00:09:10: Es war eine sehr schwierige Entscheidung.
00:09:12: In diesem Sinne hatte ich natürlich mehr Glück als andere Kolleginnen.
00:09:24: Und wo wollten Sie hin oder wo war die erste Station?
00:09:33: Meine
00:09:33: erste Station war Deutschland, genauer gesagt Bremen.
00:09:37: Als ich losfuhr, war das Bild draußen genau dasselbe wie im Gefängnis.
00:09:41: Ich hatte mich im Gefängnis an den Anblick dieser Mauern satt gesehen.
00:09:45: Dort
00:09:45: bat ich darum, mir eine Bescheinigung auszustellen, dass ich bereits in Covid-IX erkrankt war.
00:09:51: Ohne Impfung oder einen Nachweis über Antikörper war eine Ausreise grundsätzlich nicht möglich.
00:09:57: gab es nur den russischen Impfstoff, der von der Europäischen Union nicht anerkannt wurde.
00:10:03: Die einzige Möglichkeit war also ein Nachweis darüber, dass man die Krankheit schon durchgemacht hatte.
00:10:08: Natürlich hatte im Gefängnis niemand offiziell festgehalten, dass ich Corona hatte.
00:10:13: Darum war ich Deutschland unglaublich dankbar, dass ich für einen Monat eingeladen wurde, nach Bremen von einem deutschen Journalistinnenverband.
00:10:21: Es war fast wie ein VIP-Urlaub, eine Zeit, um mich nach dem Gefängnis zu erholen und einfach abzuschalten.
00:10:27: Ich dachte damals, ich würde im September, für einen Monat dort hinfahren, dann nach Belarus zurückkehren, meine Sachen packen und überlegen, wie es weitergeht.
00:10:37: Doch in genau diesem Monat, während ich in Bremen war, wurden viele Journalistinnen, meine Kolleginnen, wegen Strafverfahren festgenommen.
00:10:45: Da wurde mir klar, dass es für mich wohl zu gefährlich wäre, zurückzukehren und dort weiterzuleben.
00:10:51: Deutschland war für mich in jener Zeit allerdings sehr teuer.
00:10:54: Ich hatte nur tausend Euro bei mir, das war alles, was ich besaß, als ich aufbrach.
00:10:59: Deshalb beschloss ich, nach Kiev zu gehen.
00:11:02: Dort lebte eine große belarussische Liaspura und ich hatte Freunde.
00:11:06: Mit tausend Euro konnte man damals in Kiev zwei bis drei Monate über die Runden kommen.
00:11:10: Ende des Jahrzehntes zog ich also nach Kiev, lebte dort etwa vier Monate und dann begann der Krieg.
00:11:17: Es war
00:11:17: vier Monate lang
00:11:26: und die Krieg begann.
00:11:29: Was haben Sie damals gemacht?
00:11:32: In der Tragedie war es all das, dass das ukrainische Nationalbank der Belorussia und Russien geschlossen hat.
00:11:54: Die
00:11:55: Tragödie bestand darin, dass die ukrainische Nationalbank beschlossen hatte, die Konten von Belarusen und Russen zu sperren.
00:12:02: Auch jene, die in der Ukraine selbst geführt wurden, darunter mein eigenes Konto.
00:12:07: Darauf
00:12:08: befand sich mein gesamtes Geld, auch die Unterstützung, die ich von verschiedenen Organisationen erhalten hatte.
00:12:14: Zunächst wurde das Konto eingefroren und es war völlig unmöglich, auf das Geld zuzugreifen.
00:12:19: Ich erinnere mich, dass ich damals nur sechzig Dollar in Bar hatte.
00:12:22: Das war alles, was mir blieb.
00:12:24: Am
00:12:24: vierundzwanzigsten Februar wurde mir klar, dass ich das Land verlassen musste.
00:12:29: Meine Kollegen befand sich zu dieser Zeit in Boudja und Irkin, also in diesen Orten über die später die ganze Weltsprache.
00:12:36: Dann flow ich in Richtung Lviv.
00:12:38: Nach drei Tagen erreichten wir schließlich die polnische Grenze.
00:12:42: Dort bildete sich eine riesige Schlange.
00:12:44: Wir legten die letzten einundzwanzig Kilometer zu Fuß zurück.
00:12:48: Mir war bis in jede Phase kalt.
00:12:50: Es war beängstigend.
00:12:51: Diese Nacht war ehrlich gesagt schlimmer als jede Nacht im Gefängnis.
00:12:55: Am nächsten Tag gelang es mir schließlich, die Grenze nach Polenzu überqueren.
00:12:59: Zu Fuß durfte man sie allerdings nicht passieren.
00:13:02: Man musste jemanden bitten, einem Auto oder Bus mitzunehmen.
00:13:06: Ich sprach Ukrainerinnen an und Batzi, mich in ihrem Bus mitzunehmen.
00:13:10: Doch in diesem Moment galt Belarus als Aggressor und viele reagierten feindselig.
00:13:15: Wer bist du, Russen, fragten.
00:13:17: Ich antwortete, nein, ich bin Belarusian.
00:13:19: Die jüdischen verabschieden sich und verabschieden mich in
00:13:22: Polizia.
00:13:24: Allerdings haben sie es geschafft.
00:13:26: Und dort in Polen sind sie dann irgendwo geblieben?
00:13:34: Das ist auch eine Geschichte, Tigran.
00:13:36: Ich hatte kein Geld, nichts.
00:13:38: Wohin sollte ich gehen?
00:13:40: Einfach am Bahnhof schlafen, das war's.
00:13:42: Denn womit soll ich ein Hotel bezahlen?
00:13:44: Und du kannst dir das nicht vorstellen.
00:13:46: Da ruft mich eine Belarusin an, die in Krakow lebt.
00:13:49: Sie sagt mir, Laphira, du hast mich einmal interviewt und gesagt, dass du in Kiev lebst.
00:13:54: Wenn du aus der Ukraine fließt, bin ich natürlich in Krakow, der ersten Stadt in der Nähe.
00:13:58: Komm zu mir, ich werde dich dort bekochen, du kannst bei mir schlafen.
00:14:02: Was denkst du?
00:14:03: Ich sage, ich bin schon in Krakow, ich kann zu dir kommen.
00:14:06: So kam es, dass sie mich gerettet
00:14:07: hat.
00:14:16: Und wie ging es weiter?
00:14:17: Sie bleiben dann in Pollen, haben Sie als Journalistin gearbeitet?
00:14:29: Nein, ich hatte einen Job in Vilnius.
00:14:32: Das heißt, meine Redaktion, für die ich schrieb.
00:14:34: Nasha Niva übersetzt unsere Niva, befand sich in Vilnius.
00:14:38: Ich hatte ein Schengenvisum in meinem Pass.
00:14:40: Das ermöglicht es mir, weiter nach Plethoraum zu reisen.
00:14:43: Ja,
00:14:43: in Litwung.
00:14:47: Und Sie haben in Litwung gearbeitet?
00:14:53: Ja, in Nasha Niva.
00:14:57: Dort in Litauen lebt ja auch heute eine große belarussische Diaspora und auch viele oppositionelle Kräfte sind dort konzentriert.
00:15:06: Aber jetzt lesen wir in den Nachrichten des Litauischen Außenministeriums, dass die Litauische Behörden z.B.
00:15:12: in Bezug auf Dichanovska und andere Oppositionsvertreter erklärt haben, sie könnten künftig keinen besonderen Schutz oder Sicherheitsmaßnahmen mehr für sie gewährt leisten.
00:15:24: Und daraufhin hieß es von der Seite der Belarusischen Opposition, wenn das so ist, werden wir unsere Arbeit mehr oder weniger einstellen.
00:15:32: Wie haben Sie damals dort gelebt und gearbeitet?
00:15:35: Und was denken Sie, ist das eher eine politische Entscheidung der Behörden?
00:15:39: oder warum geht es hier eigentlich?
00:15:41: Warum ist das so wichtig?
00:15:50: Ihr könnt jetzt nur ...
00:15:52: Lassen Sie uns zwei Aspekte unterscheiden.
00:15:54: Natürlich sind inzwischen fünf Jahre vergangen und selbstverständlich lässt der Druck der belarussischen Opposition auf die Lage im Land von Jahr zu Jahr etwas nach.
00:16:04: Wir haben Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen.
00:16:06: Fünf Jahre sind vergangen und Litauen hat in dieser Zeit eine Entscheidung getroffen.
00:16:11: Meiner Meinung nach handelt es sich dabei um eine politische Entscheidung.
00:16:14: Viele
00:16:15: beginnen zu denken, dass die Unterstützung Litauen für die belarussische Opposition nachlässt, bzw.
00:16:21: Litauen nicht mehr bereit ist, diese dauerhaft vorzuführen.
00:16:25: Es
00:16:25: gibt Angaben, dass Litorn etwa eine Million Euro jährlich für den Schutz von Svetlana Tikhanovskaya und ihrem Team aufwendet.
00:16:33: Betrachtet man jedoch, wie Tiranovskaya unterhalten wird und wie ihr von der Europäischen Union Geld für ihre Arbeit zukommt, entsteht daraus ein erheblicher Steuer, Wirtschafts- und diplomatischer Nutzen für Litauen.
00:16:46: Sie lenkt Aufmerksamkeit auf Litauen, sorgt für finanzielle Zuwendung in das Land.
00:16:51: Daher finde ich es schlicht irrational, hier nur über die besagten eine Million Euro zu sprechen.
00:16:56: Meiner Ansicht nach bringt sie mehr ein, als diese Summe ausmacht.
00:17:00: Für mich bleibt dies eine klare politische Entscheidung.
00:17:03: Doch wir wissen bislang nicht, ob diese Entscheidung dauerhaft bestand hat.
00:17:07: Denn Litauen hat kürzlich unter dem Einfluss der öffentlichen Debatte den Schutz vorübergehend zurückgezogen, solange ein neues Schutzsystem aufgebaut
00:17:15: wird.
00:17:16: Damit wurde der Status gewissermaßen herabgestuft und alle Länder haben diesen Schritt aufmerksam verfolgt.
00:17:23: Man kann daher durchaus sagen, es handelt sich hier nicht bloß um eine technische Frage, sondern um eine politische Entscheidung.
00:17:39: und ohne Sicherheitsschutz löst das wirklich eine so wichtige Frage, denn es handelt sich ja um ein sehr kleines Land.
00:17:46: Glauben Sie, dass ohne ausreichende Sicherheitsmaßnahmen große Provokationen möglich sind?
00:17:58: Nur dank der Tatsache, dass Vatlana Tihranovskaya diese Security hatte, die auch Staatschefs bewacht, waren die Provokationen all den fünf Jahren minimal.
00:18:08: Denn wie wir aus den Medien wissen, sind in Litauen, Polen und Lettland eine Vielzahl von Agentinnen der belarussischen und russischen Geheimdienste aktiv und Tihranovskaya und ihr Team erhalten ständig Drogen.
00:18:21: diese Sicherheitskräfte für notwendig, einfach um das Leben dieser Menschen zu schützen.
00:18:38: Es ist wirklich spannend mit Ihnen zu sprechen.
00:18:40: Ich spreche von Fragen zu Fragen.
00:18:42: So viele Dinge möchte ich noch klären, aber Ihre Geschichte bewegt mich immer noch sehr.
00:18:47: Ich möchte einfach fragen und dann, wie ging es weiter, was passiert danach?
00:18:52: Denn das ist bemerkend wert.
00:18:53: Sie sind eine junge Journalisten, die alle das durchlebt, miterlebt hat.
00:18:59: Das ist nicht sehr verständlich, aber nun zu einer anderen Frage.
00:19:03: Wir sitzen hier in Berlin im Podcastode der TATZ und sie sind Teil dieses Hauses geworden.
00:19:09: Sie sind Refugium-Stipendiatin der TATZ-Panther-Stiftung.
00:19:12: Sie hatten die Möglichkeit, sechs Monate bei uns in der Redaktion zu arbeiten.
00:19:17: Sie erhalten ein Stipendium und eine Unterkunft.
00:19:20: Klingt alle sehr gut.
00:19:21: Doch nun neigt sich ihre Programm dem Ende zu und die Frage steht im Raum, was kommt danach?
00:19:28: Und dann können wir uns
00:19:34: darüber sprechen, was deine Pläne sind.
00:19:37: Das ist ein tolles Programm, um... Dieses
00:19:40: Programm war für mich eine wunderbare Gelegenheit, meine psychische Gesundheit wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
00:19:46: Seit zwei Jahren nehme ich Antidepressiva, da es nahezu unmöglich ist, ständig in einer Umgebung zu leben, in der man über Repressionen, Krieg und Politik berichten muss.
00:19:56: Die vergangenen sechs Monate haben mir ermöglicht, mich mental zu erholen.
00:20:00: Ich kann endlich wieder schlafen, so viel Spazier gehen, wie ich möchte und meine Gedanken auf andere Dinge richten.
00:20:06: Doch
00:20:06: nun stellt sich die Frage, wie geht es weiter?
00:20:09: Der belarussische Mediensektor hat zu Beginn des Jahres bis zu fünfzig Prozent der Mittel verloren, die zuvor von den USA bereitgestellt wurden.
00:20:17: Viele Projekte mussten eingestellt werden und ich habe einen Teil meiner Arbeit verloren.
00:20:23: Natürlich denke ich jetzt darüber nach, wie ich meine Arbeit fortsetzen kann, wo ich tätig sein kann und wie ich ein stabiles Einkommen erzielen kann, um meine monatlichen Ausgaben wie Miete und Lebensmittel zu decken.
00:20:34: Diese
00:20:34: Frage beschäftigt mich derzeit am meisten.
00:20:37: Das ist das große
00:20:44: Problem, das habe ich jetzt auf der Bühne.
00:20:52: Das ist eine sehr wichtige Frage.
00:20:54: Viele Journalisten stehen vor ähnlichen Herausforderungen.
00:20:57: Natürlich ist ihre Situation noch schwieriger, aber die grundlegende Frage bleiben oft dieselben.
00:21:04: Wie schreibe ich?
00:21:05: Mit dem?
00:21:06: Mit wem kann ich zusammenarbeiten?
00:21:08: Wie finde ich meine Nische?
00:21:10: Sie haben hier in eine deutschsprachige Redaktion gearbeitet.
00:21:14: Das ist eine wertvolle Gelegenheit.
00:21:16: Es ist nicht einfach, als russischsprachige und belahussischsprachige Journalisten in einem deutschsprachigen Umfeld Fuß zu fassen, aber es ist möglich.
00:21:25: So, ich will zuerst
00:21:30: sagen, dass ich ein bayerisch-sprecher bin.
00:21:38: Erst mal möchte ich sagen, dass ich eine Belarusischsprachige Journalistin bin.
00:21:42: Ich schreibe also auf Belarusisch.
00:21:44: Aber ja, natürlich.
00:21:45: Das heißt, dass ich kein Deutsch kann, ist eine gewisse Hürde, um für deutsche Publikation zu schreiben.
00:21:51: Aber ich kann gut Englisch sprechen.
00:21:53: Das heißt, etwas auf Englisch zu schreiben, ist für mich absolut machbar.
00:21:56: Ich kann das ganz normal tun.
00:21:58: Ja, natürlich muss man Sprachen lernen.
00:22:00: Das muss man.
00:22:01: Aber in diesen sechs Monaten wollte ich einfach nur meinen Kopf frei bekommen und mich nicht zu sehr in etwas anderes vertiefen.
00:22:07: Ich kann
00:22:10: einfach sagen, dass man auf der Seite Tats gehen kann.
00:22:17: Vielen Dank.
00:22:19: Liebe Zühlerinnen, ich kann nur empfehlen, die Webseite der TATZ zu besuchen.
00:22:24: Dort gibt es ein Interview mit Glafira und man kann ihr sehr gelungenes Tagebuch nachlesen.
00:22:30: Unsere Zusammenarbeit wird zumindest im Rahmen des Projekts der TATZ-Panta-Stiftung Krieg und Frieden ein Tagebuch fortgesetzt.
00:22:38: Besonders interessant ist, dass Journalisten wie Glafira aus dem postsovietischen Raum Tagebücher schreiben.
00:22:46: Glafira, sie verlassen Berlin und kehren nach Litauen zurück.
00:22:56: Ich würde sehr gerne in Berlin bleiben, aber es ist einfach eine Frage der Finanzen.
00:23:01: Ich habe derzeit nicht die Möglichkeit, eine Wohnung zu mieten.
00:23:04: Deshalb kehre ich nach Vilnius in Lituan zurück.
00:23:07: Ich habe bereits eine Unterkunft gefunden, werde ein Zimmer mieten und mir eine feste Arbeit suchen.
00:23:12: Vielen Dank, dass ich weiterhin für Sie schreiben darf.
00:23:15: Für mich ist es sehr wichtig, dass der Fokus auf Belarus liegt und dass zumindest irgendwo über unser Land berichtet wird.
00:23:21: damit die Menschen mehr über Belarusser fahren.
00:23:36: Vielen Dank, Glafira, den zuhörigen möchte ich noch sagen.
00:23:40: dass sie sich die Webseite der Tatspanta-Stiftung ansehen sollen, um mehr über das Refugiumprogramm zu erfahren.
00:23:47: Vielleicht kennen sie die interessante Journalistinnen, denn sie das Programm empfehlen können.
00:23:52: Es richtet sie an Journalistinnen auf der Flucht aus verschiedenen Ländern.
00:23:57: Unser Podcast anscheinend immer am letzten Tag des Monats.
00:24:00: Am Ende jeder Folge stelle ich die Frage, Was kommt im nächsten Monat?
00:24:05: Glafira, wir haben darüber bereits gesprochen.
00:24:08: Ich wünsche Ihnen noch einmal viel Glück und hoffe, dass wir Ihre Texte aus Litauen lesen werden.
00:24:18: Vielen Dank und auf Wiedersehen!
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